Underneath the Cherry Tree
Selbstbewusst schlicht
Mit 29 Jahren gründete Oliver Steinbauer 2018 sein Atelier „STEINBAUER architektur+design“ in Wiener Neustadt. Bis nach Weibnitz sind es gut 20 Kilometer. 29 Einwohner zählt der kleine, landwirtschaftlich geprägte Ort. Vier weitere Bürgerinnen und Bürger finden nun höchst ansprechenden, komfortablen Raum: Gemeinsam mit Kaltenbacher Architektur entwickelte Oliver Steinbauer ihr neues Haus, der Auftrag für den Bau wurde direkt vergeben. Der Familie gehörte ein Hanggrundstück am südlichen Dorfrand: Im Westen grenzen Fichtenwälder an, der Blick fällt auf das Bergmassiv der Rax-Schneeberg- Gruppe, der alte Kirschbaum dominiert.
„Ich liebe den intensiv-persönlichen Prozess einer privaten Bauaufgabe, beginnend vom ersten Kennenlernen am Grundstück bis zum maßgeschneiderten Projekt mit unverwechselbarem Charakter.”
Oliver Steinbauer
Lang streckt sich der Bau auf den Grund. Er kommt mit einem Geschoss aus, das sich bis unter das Satteldach öffnet. Ein massiver Sockel gleicht das leichte Geländegefälle aus. Ein wenig außermittig wird der strenge Baukörper erschlossen: Schwarz gerahmt tritt der schmale Eingang aus der schwarz verschalten Fichtenfassade heraus, sandgestrahlte Betonstufen erschließen auf der Ostseite und führen auf der Westseite in den Garten. Die Mittelachse organisiert auch den Grundriss: Im Süden liegt der Wohnbereich der Familie, eine Loggia in der südwestlichen Gebäudeecke schützt vor Regen und geleite auf die Terrasse. Der Kamin dient als Trennung, bietet zusätzlichen Rückzug und speichert durch seine Position im Zentrum die Wärme. Wie ein Gemälde an der Wand rahmt das auf Höhe der Arbeitsplatte eingeschnittene Fenster den Ausblick auf die Berge und Wälder. Es entspricht der Länge der Küche. Im Norden finden die Privaträume der Familie Platz: Bad und Elternschlafraum orientieren sich zum Garten, vom Kinderzimmer fällt der Blick in die Krone des Kirschbaums. „Der Entwurf lebte von Beginn an von der Urform eines langgestreckten Baukörpers mit Schrägdach“, beschreibt Oliver Steinbauer. „Die Herausforderung war – wie so oft – das bestmögliche Ergebnis unter Einhaltung der vorgegebenen Budgetobergrenze zu erzielen.“ Die Architekten entschieden sich für eine Holzrahmenbauweise, eine dunkel ebonisierte und bandsägeraue Fichtenfassade umhüllt. Schlicht sind die Bretter als Nut-Feder-Verbindung horizontal gesetzt. Die Fensterrahmen und das Aluminiumdach entsprechen der reduzierten Farbigkeit. Im Inneren sorgen die weißen Wand- und Dachflächen, die natur-geölten Fichtenfenster und gebürstetes Eichenparkett für lichte Wohnlichkeit.
