Guten Morgen Blutbuche

In den Schatten gestellt

Gestalterisch und konstruktiv achtet das neue Haus die gewachsene Nachbarschaft

2019 gründeten Friedrich Bruncken, Jahrgang 1982, und Christopher Frett, Jahrgang 1981, in Köln ihr gemeinsames Büro. Auf ihrer Website schreiben sie: „Wir glauben an die Kraft von Klarheit und Stringenz, an Flexibilität und Lebendigkeit. Wir wollen Verantwortung übernehmen und mit unserem Beitrag etwas verändern und denken dabei immer das System. Alles ist vernetzt!“ Wie konkret sie diese Aussage umsetzen können, zeigt ihr kürzlich fertiggestelltes Haus für eine vierköpfige Familie im Kölner Stadtteil Lövenich, am westlichen Stadtrand: Das 660 Quadratmeter große Grundstück wird von einer alten Blutbuche geprägt. Das Planen und Bauen im Wurzel- und Kronenbereich des mächtigen und imposanten Baums stellte somit die Herausforderung, vor allem aber den Reiz der Aufgabe dar, gestalterisch ebenso wie konstruktiv. Durch persönlichen Kontakt kam es zu dem anspruchsvollen Auftrag. Die Zusammenarbeit, erinnert sich Friedrich Bruncken, war intensiv, die Bauherrschaft ließ sich überzeugen, die Ideen der Architekten umzusetzen. Auch die Nachbarschaft reagierte begeistert auf das neue Haus, das einen eingeschossigen Vorgängerbau ersetzt. Sie wurde von Beginn an in die Bauphase eingebunden.

Anzahl der Bewohner4
Wohnfläche (m2)223
StandortKöln-Lövenich
Fertigstellung2022
PlanungsbüroBruncken Frett Architekten BDA Partnerschaftsgesellschaft mbB
Zum Profil
FotografieViola Epler
Wir glauben an die Kraft von Klarheit und Stringenz, an Flexibilität und Lebendigkeit. In diesem Sinne entstehen Architekturen, die ihre Kontexte reflektieren und konsequent im Alltag verwurzelt sind.“

Friedrich Bruncken, Christopher Frett

Das Grundstück liegt mit seiner Schmalseite an der Straße, die sich an dieser Stelle in einer leichten Biegung aufweitet. Im Norden dockt das neue Haus, wie bereits der niedrigere Bestand, an die Nachbarbebauung an, im Süden ist ausreichend Platz für den Eingang. Komplett geschlossen zeigt sich die Fassade, elegant passt sich die mittig gesetzte, überhohe Haustür aus feinen, vertikalen Holzlatten in die Fassade aus schmalen roten Klinkerriemchen ein. Ein feines Blech zeichnet das flache Satteldach nach, das mit Zink gedeckt ist und ohne Überstand und Fallrohre auskommt. Zum Garten hin, und somit zur Blutbuche, öffnet sich das scharfkantige Volumen: Großflächig und bis unter die Traufe des hier aus der Giebelsymmetrie kippenden Daches öffnen sich der Wohnraum und das Gästezimmer und nehmen Stamm und Krone in den Blick. Achsensymmetrisch organisiert sich das Erdgeschoss: Dem Wohnraum gegenüber, an der Straße, liegt der bis unter das Dach geöffnete Koch- und Essbereich, ein Vorhang schützt vor unerwünschtem Einblick. Der Hauswirtschaftsraum befindet sich vis à vis des Gästezimmers. Eine zweiläufige Treppe erschließt das Obergeschoss. Auch hier wurden die Kinderzimmer gegenüber dem Bereich der Eltern organisiert.

Impressionen