Haus Glasner

Das Schutzhaus

Unübersehbar zeitgemäß

Am 14. und 15. Juli 2021 hinterließ die Flut im Weinort Dernau im Ahrtal schwere Schäden: In dem 1.800-Einwohner-Dorf kamen mehrere Menschen ums Leben, der Großteil der Häuser wurde beschädigt. „Leider“, so erzählt Architekt Florian Hertweck, der in Luxemburg arbeitet und lehrt, „wurde auch Haus Glasner trotz der Hochwasserschutzmaßnahmen im Erdgeschoss nicht verschont. Das Wasser stieg tatsächlich bis zwei Zentimeter unter die Oberkante des Fertigfußbodens im ersten Stock an. Dadurch drang Wasser in die Schicht zwischen Bodenplatte und Estrich ein und ertränkte die Wärmedämmung. Nach den entsprechenden Reparaturmaßnahmen, die sich aufgrund der enormen Handwerkernachfrage vor Ort hingezogen haben, ist das Haus nun wieder bewohnt – und wir sind erleichtert.“ Schließlich war es erst kurz vorher bezogen worden, errichtet auf einem Sockel, der die Wohnräume deutlich über die Jahrhunderthochwasserhöhe hebt. Im Juli 2021 wurde diese jedoch weit übertroffen.

Anzahl der Bewohner5
Wohnfläche (m2)222
StandortDernau an der Ahr
Fertigstellung2022
PlanungsbüroStudio Hertweck / Prof. Florian Hertweck
Zum Profil
FotografieVeit Landwehr
Wir versuchen, ausschließlich nach dem Kriterium der Qualität zu planen in einem Beruf, der wirtschaftlichen Zwängen, einer Explosion von Normen und sich verändernden Technologien unterliegt.

Florian Hertweck

Das Haus greift die traditionelle Typologie des Hofhauses der Dörfer im Ahrtal auf, nur noch vereinzelt sind hier freistehende Häuser zu finden. Der Sockel aus Stahlbeton mit einem Schiebetor aus Metall liegt über der Jahrhunderthochwasserhöhe HQ100 und schützt. Denn als „kalter Baukörper“ ausgebildet und mit Stellplätzen und Funktionsräumen belegt, kann er – so ist es zumindest geplant – problemlos geflutet werden. Hinter der zweischaligen Sockelfassade entwickelt sich ein Holzhaus aus Stapeldecken und Holzständerwänden und umschließt den intimen Hof, der vor den Blicken der nahen, zum Teil recht hohen Nachbarhäuser geschützt ist. Im hinteren, eingeschossigen Bereich finden sich hier die Kinder- und das Spielzimmer, vorn liegen Wohn- und Esszimmer sowie der Rückzugsbereich der Eltern. Panoramafenster nehmen die Weinberge in den Blick. „Die Reaktion der Nachbarschaft war wie immer sehr gemischt. Manche fragten nach dem Termin des Verputzes, andere wollten gleich ein ähnliches Haus. Indifferent war wohl keiner. Glücklicherweise“, findet Florian Hertweck.

Impressionen