House with a Curtain

Vorhang auf für Dorf und Berg

Außenvorhänge vermitteln weich in die Nachbarschaft

Das Städtchen Werdenberg gehört zur Gemeinde Grabs und liegt im ostschweizerischen Kanton St. Gallen. Mit ungefähr 55 bis 60 Einwohnern rühmt der Ort sich, die kleinste Stadt der Schweiz zu sein. Von den rund 40 Häusern, so weiß Wikipedia, dienen einige nur als Ferienhäuser. Für Touristen sind zudem die sehr gut erhaltenen mittelalterlichen Häuser und das Museum in Schloss Werdenberg attraktiv. Bürger- und Besucherschaft bietet sich nun ein weiteres Ziel: Das im Juli 2021 fertiggestellte „House with a Curtain“ von Allen + Crippa aus Grabs, die sich rühmen können, die jüngsten Architekten zu sein, deren Projekt zu den 50 besten Einfamilienhäusern gehört: „Während unseres Studiums an der ETH wurden wir für ein Einfamilienhaus angefragt und haben uns mit dem Entwurf gegen zwei andere Büros durchgesetzt. Wir hatten damals weder ein Büro noch Erfahrung in der Ausführung und haben zur Unterstützung ein lokales Architekturbüro, Berger & Partner AG, für die Umsetzung angefragt“, erzählen Timothy Allen, der 1994 in Dublin geboren wurde, und Ronan Crippa, ebenfalls Jahrgang 1994, aus Grabs. Ihr Büro gründeten sie 2022.

Anzahl der Bewohner2
Wohnfläche (m2)180
StandortWerdenberg (CH)
Fertigstellung2021
PlanungsbüroAllen + Crippa
Zum Profil
FotografieCharly Jolliet
Das Haus besteht aus zwei Elementen. Das massive Betonskelett bildet das Grundgerüst und die textile Hülle schafft einen wandelbaren Bezug zum Außenraum.

Timothy Allen und Ronan Crippa

„Zu Beginn“, erinnern sich die Architekten, die sich auch baupolitisch in ihrer Gemeinde engagieren, „experimentierten wir mit verschiedenen Hybridkonstruktionen und Tragsystemen, um einerseits genügend Speichermasse für die warmen Sommertage zu generieren und andererseits einen schlanken Wandaufbau zu erzielen.“ Entschieden haben sie sich für einen Betonskelettbau, dessen tief eingerückte Außenwände aus vorgefertigten Holzelementen mit einer aufgespannten, gebrochen weißen Textilfassade bestehen. Weit kragen die Geschossdecken aus. Im Erdgeschoss lenken sie den Blick in den großen Garten, im Obergeschoss rahmen sie das Bergpanorama. Weich fallen die hellen Außenvorhänge zwischen den massiven Betondecken. Sie sorgen für zusätzlichen Sonnenschutz und filtern Tages- und Jahreszeit. Und je nach Wunsch und Bedarf verwandeln sie den Raum zwischen Fassade und Dorf in eine öffentliche, halböffentliche oder private Zone. Mit wenigen Wänden kommt das Haus auch im Inneren aus. Mittig erschließt die schmale Eingangstür an der Längsseite, auf der das Treppenhaus, ein kleines Bad und die Speisekammer organisiert sind. Weiß setzten sich die Treppenstufen gegen den Sichtbeton der Wände und Decke ab, grau fließt der Estrich auf dem Boden. Zwei Durchgänge führen in den großen Wohn-, Essund Kochbereich. Komplett und über Eck öffnet er sich auf die Terrasse, die die Länge des Hauses überragt, und in den Garten. Die auskragende Betondecke schützt vor Sonne und Einblick, der Außenvorhang vermittelt zwischen innen und außen, hart und weich. Viel Platz haben die Rückzugsräume im Obergeschoss, das Arbeits-, Schlaf- und Badezimmer. Schlichte raumhohe Einbaumöbel sorgen auch hier für praktikablen Stauraum, raumhoch trennen und verbinden die hölzernen Schwingtüren.

Impressionen