Six Frames

Alles in Rahmen

Sechs Fichtenrahmen stützen die Scheune aus dem Jahr 1850, die heute von bis zu vier Personen bewohnt wird

Fragt man den jungen Architekten Lukas Lenherr, der im schweizerischen Quinten sein Büro führt, was ihn am Bau eines Einfamilienhauses reizt, lautet die Antwort: „Es ist nicht mal der Reiz am Einfamilienhaus selber, sondern es ist der Reiz an Umbauten und Ausbauten von bestehenden Gebäuden und Scheunen. Letztere hat es sehr viele in der Schweiz und die stehen ungenutzt in den Dorfkernen. Ihnen Leben einzuhauchen, ist interessant, und ich sehe diese Häuser als Experimente, wie Wohnraum spannend gemacht werden kann. Die Probleme sind immer in etwa die gleichen. Die Scheunen sind nur umnutzbar mit einer Bestandsgarantie. Sämtliche Grenz- Straßen und weitere Abstände können nicht eingehalten und müssen mit der Gemeinde diskutiert werden. Brandschutz ist sicher auch immer ein großes Thema sowie auch die Parkierung der Fahrzeuge. Aktuell sind wir an der Planung und Umsetzung einer sehr großen Schüür mit mehreren Wohneinheiten. Die Probleme sind wieder die genau gleichen.“ Sehr groß ist die Scheune aus dem Jahr 1850, die Lukas Lenherr in Männedorf in ein Familienheim verwandelte, zwar nicht, sie bietet heute 149 Quadratmeter Wohnfläche. Die Bauherren kannten ein Projekt, das eine ähnliche Ausgangssituation hatte und schätzten Lenherrs Umgang mit dem Bestand. Im Dezember 2022 zogen sie ein.

Anzahl der Bewohner2 bis 4
Wohnfläche (m2)149
StandortMännedorf (CH)
Fertigstellung2022
PlanungsbüroLukas Lenherr Architektur
Zum Profil
FotografieFlorian Amoser
Aus unserer Architektur, die kompromisslos und tief in der Architekturgeschichte verwurzelt ist, wachsen kleine Ökosysteme neuer Gemeinschaften, kleine dezentrale Inseln und Experimente.

Lukas Lenherr

Sechs Fichtenrahmen stützten die bestehende Tragstruktur aus Holz während der Bauphase. Sie blieben später sichtbar und gliedern heute den Raum, vertikale und horizontale Scheiben stabilisieren. Die unterschiedlichen Öffnungen – mal sind es innere Fenster oder Klappen, mal Katamaran- Netze – gestalten den dreigeschossigen Innenraum und verbinden sich zu einem großen Lebensraum vom Erdgeschoss bis unter das Dach. Zugleich lassen sich die Räume nach dem amerikanischen „Shotgun House“-Prinzip erfahren, also einem schmalen, langen Haus, das traditionell keinen Flur hat und in dem die Zimmer direkt miteinander verbunden sind. Wie früher schaut die Scheune in ihrem Grundvolumen und der Dachform aus, schließlich steht sie im Ensemble denkmalgeschützter Bauten, auch wenn sie selbst nicht geschützt ist. Nur an den Fensteröffnungen ist zu erkennen, dass hier heute gewohnt wird, auch wenn auf zwei Fassadenseiten die Fenster hinter manuell einstellbaren, schwarzen Holzlamellen je nach Betrachtungswinkel kaum wahrnehmbar sind. Die neue Weißtannen-Stülpfassade wurde mit der Yakisugi-Methode verkohlt. Die Hölzer werden nun wieder mehrere Generationen lang halten.

Impressionen