Readymade in Brandenburg
Hallenausbau nach Bedarf und Budget
Eine erste Überschlagsrechnung mit den Kennwerten des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern (BKI) übersetzte das ursprüngliche Budget der Bauherrschaft allerdings nur in etwa 70 Quadratmeter aus Beton gegossenen Wohnraum. Das wäre keine Verbesserung gegenüber ihrer im Süden Charlottenburgs am Stuttgarter Platz gelegenen Wohnung: Auf dem 100 ÖPNV-Minuten entfernten und bereits gekauften Grundstück zwischen Potsdam und Brandenburg an der Havel würde auf diese Weise kein zusätzliches Zimmer gewonnen, sondern Wohnraum verloren. Studio c/o now schlug stattdessen vor, eine Fertighalle aufzustellen, wie sie in der Osthavelniederung von Landwirtschaften oder Pferdehöfen genutzt werden. Wie das funktionieren und aussehen kann, wenn ein solches Readymade nach dem Haus-im-Haus-Prinzip ausgebaut wird, haben Lacaton & Vassal oder Françoise-Hélène Jourda und Gilles Perraudin ja vor Jahrzehnten bereits vorbildlich gezeigt, wissen die Architektinnen und Architekten. Die Entscheidung fiel dann auch zugunsten einer größtmöglichen, witterungsfesten, aber nicht klimatisierten Halle aus vorgefertigten Elementen in Holzbauweise, die mit geschlossenen, opaken, transparenten und teilweise öffenbaren Industriebaustoffen wie Trapezblechen im Wandbereich und Sandwichpaneelen im Dachbereich verkleidet wurde. Der Ausbau der Halle begann mit einem beheizbaren Kernhaus von 90 Quadratmetern auf zwei Ebenen. 65 Quadratmeter „Loggia“ und Terrasse sowie 60 Quadratmeter Indoor-Garten finden heute in der klimatischen Zwischenschicht der Halle Platz. Und je nach Bedarf, Zeit und Budget können in der Halle Volumina ergänzt oder wieder entfernt werden, ohne speziell robuste Materialien oder komplizierte Bautechniken, wie etwa aufwendige Abdichtungsmaßnahmen, einsetzen zu müssen.