Wohnhaus Attersee

Der Pfahlbau

Zeitgemäßer Wohn- und Lebensraum

„Ja, das möchste: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße: mit schöner Aussicht, ländlich mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – aber abends zum Kino hast du’s nicht weit …“ hat Kurt Tucholsky 1927 in Berlin geschrieben. Um in seinem Gedicht „Das Ideal“ mit „Jedes Glück hat einen Stich. Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten. Dass einer alles hat: Das ist selten“ abzuschließen. Natürlich sind wir nicht am Meer, aber fast. Der Seeblick aus dem ersten Stock ist atemberaubend. Im Vordergrund schaukeln die Segelboote im Hafen, im Hintergrund der kitschig blaue Attersee und die Berge. Und ja, ländlich mondän ist das Haus auch. Im Garten ist es eher ländlich, im Inneren reduziert, ja fast asketisch. Außer schlichtem Holz, Beton, ein paar dünnen Stahlsäulen und viel Transparenz ins Freie gibt es nicht viel. In dieser luftigen, feinen Atmosphäre lässt es sich leben. Nur die Großstadt ist halt nicht gleich hinten, wie bei Tucholsky. Aber alles haben, das ist eben selten, wie der Schriftsteller und Journalist schon vor 100 Jahren so treffend feststellte. Besser als Birgit Kornmüller und Gerald Zehetner, die in Linz ihr Büro Bogenfeld Architektur führen, lässt sich das kleine schwarze Haus am See kaum beschreiben. Über Empfehlung einer ehemaligen Bauherrschaft kamen sie zu dem schönen Auftrag.

Anzahl der Bewohner4
Wohnfläche (m2)150
StandortAttersee (A)
Fertigstellung2022
PlanungsbüroBogenfeld Architektur ZT-GmbH
Zum Profil
FotografieVioletta Wakolbinger
Im Garten ist es eher ländlich, im Inneren reduziert, ja fast asketisch. Außer schlichtem Holz, Beton, ein paar dünnen Stahlsäulen und viel Transparenz ins Freie gibt es nicht viel.

Birgit Kornmüller, Gerald Zehetner

Viel Platz allerdings war nicht auf dem knapp 800 Quadratmeter großen, dreieckigen Grund, schmal und lang schmiegt sich das Haus heute an den westlichen Rand. Im Garten bleibt viel Platz. Herausfordernd war dabei außer dem Zuschnitt des Grundstücks und dem geltenden Bebauungsplan auch der weiche Boden, als Kuhwampe wird er umgangssprachlich treffend bezeichnet. Er erforderte eine dreizehn Meter tiefe Gründung auf Pfählen. Das Erdgeschoss orientiert sich in den Garten, es nimmt fast das gesamte Geschoss ein. Im Winkel umfasst die Terrasse, ein filigranes Dach schützt vor Regen und Sonne. Erst im Obergeschoss öffnet sich ein zweiter Wohnraum als Ausguck über Eck auf den See. Platz finden hier zudem die hintereinander angeordneten Schlafräume und ein Bad. Ohne Überstand kommt das Satteldach aus, die schwarz lasierte Holzfassade kontrastiert das helle Innere. Und es erinnert an die dunkel verwitterten Bootshäuser rund um den See.

Impressionen