Atelier- und Wohngebäude

Unter kreativem Dach

Einfach, nachhaltig und dabei unübersehbar eigen entspricht das am Hang erbaute Atelier- und Wohnhaus seiner künstlerischen Bauherrschaft. Das Budget war gering, die Konstruktion des Zollingerdachs und die Montage von Dachhaut und Fassaden entstanden in Eigenleistung.

Nach einem Wettbewerbsgewinn schlossen sich die Architekten Christian Stadtmüller und Wendelin Burkhardt zusammen und gründeten 2002 ihr Büro in Kaufbeuren am nordöstlichen Rand des bayerischen Allgäus. Seit 2011 firmiert das Büro unter Stadtmüller.Burkhardt.Graf.Architekten, nachdem die Partnerschaft um den langjährigen Mitarbeiter Michael Graf erweitert wurde. „Unser Büro“, erzählt Christian Stadtmüller, „arbeitet immer wieder interdisziplinär mit Künstlern zusammen. Wir kannten Sebastian Mayrhofer deshalb schon von einem gemeinsamen Projekt. Zur Realisierung seines Bauvorhabens kam er dann direkt auf unser Büro zu. Wir mussten aufgrund der gegenseitigen Sympathie nicht lange überlegen und haben sofort zugesagt, zusammen mit seiner Frau das Wohngebäude mit Atelier zu entwickeln. Die Zusammenarbeit war vom Anfang der Planung bis zur Fertigstellung des Gebäudes geprägt von gegenseitigem Vertrauen. Unserem Büro hat es große Freude bereitet, zusammen mit dem Künstlerehepaar gemeinsam auch unkonventionelle Lösungen anzudenken und zu realisieren, ohne dabei (oder vielleicht auch gerade deshalb) die Funktionalität und das Baubudget aus den Augen zu verlieren.“

Anzahl Bewohner3 Bewohner
Wohnfläche82 m²
StandortKaufbeuren
Fertigstellung04/2021
PlanungsbüroStadtmüller.Burkhardt.Graf.Architekten GbR
Zum Profil
FotografieCélia Uhalde
Die Besonderheit des Ortes und der inspirierende Dialog mit den Bauherren ermöglichte uns, genau dieses Gebäude in großer Selbstverständlichkeit zu realisieren.

Michael Graf, Christian Stadtmüller, Wendelin Burkhardt

Das Grundstück war durchaus eine Herausforderung: Der idyllische, zugewachsene und steile Grund liegt an der Hangkante des westlichen Höhenzugs des Wertachtals zwischen der Kaufbeurer Innenstadt und den östlich angrenzenden Militärflächen des Fliegerhorsts auf dem Höhenplateau. Neben den technischen Anforderungen, die ein so stark geneigter Baugrund mit sich bringt, ging es den Architekten und der Bauherrschaft aber vor allem auch darum, gemeinsam ein einfaches, kostengünstiges Gebäude zu entwickeln, das durch seine Gestaltung dem Ort Identität gibt – und natürlich seinen Bewohnern entspricht. Zweigeschossig fügt sich das Gebäude senkrecht zum Hang in die Topografie, es wurde in Stahlbeton gefertigt. Das Obergeschoss nutzt der freischaffende Künstler und Bildhauer. Unter seinem „Institut für plastische Verformung“ befinden sich die Wohnräume der dreiköpfigen Familie. Um das geringe Budget einhalten zu können, wollte sie möglichst viel in Eigenleistung erbringen. Die Entscheidung fiel daher zugunsten eines Zollingerdachs, das heißt: einer freitragenden Dachkonstruktion in Systembauweise, bei der vorgefertigte Einzelelemente rautenförmig zu einem Stabnetztragwerk zusammengesetzt werden. Erfunden wurde die gewölbte Schalenkonstruktion vom Merseburger Stadtbaurat Friedrich Zollinger zu Beginn des 20. Jahrhunderts, schon damals auch aus dem Grund, Laien beim Aufbau einsetzen zu können und somit Kosten zu sparen. Auch die Montage der Fassaden- und Dachhaut aus gewelltem Stahlblech konnte beim Kaufbeurer Atelier- und Wohnhaus ohne aufwendige Baustelleneinrichtung komplett in Eigenleistung montiert werden.

Impressionen