
Bauen mit Bestand
So traditionell wie vorgefunden, so modern wie erforderlich: Das Gemeindehaus aus den 20er-Jahren wurde nachhaltig in ein zeitgemäßes Wohndomizil verwandelt.

„Die Reorganisation und Klärung, die Neuinterpretation und das Aufspannen neuer Bezüge durch das ‚Überzeichnen‘ des Vorhandenen sind Resultat dieser Entwurfshaltung.”

Michael Aurel Pichler
Architektur bedeutet Palimpsest die Neuinterpretation, das „Überzeichnen“ des Vorhandenen: So wurde der alte Rieselspritzputz der Fassade repariert und erhalten, ebenso wie der handwerkliche Dachstuhl. Das historische Tor des Ostteils im Untergeschoss überdauerte, ein raumhaltiger Schrank ersetzt heute einen der zwei historischen Stichflure und verbindet charmant zwei Wohnungen zu einem Raum. Im Süden ergänzt ein neuer Innenhof aus flechtwerkartigem Mauerwerk den Wohnbereich. Das vergrößerte Tor im Westen stammt eigentlich aus einem Umbau in den 1970er- Jahren. Die Latten aus Lärchenholz funktionieren wie eine Art Sonnenuhr. Nachhaltigkeit war neben der Auseinandersetzung mit der Geschichte das Handlungsprinzip bei der Planung: Die in der Bausubstanz gespeicherte graue Energie und die identitätsstiftende Qualität des schlichten Hauses blieben erhalten. Werkstoffe wie Stampfbeton, Ziegelstein, Kalkputz, alte und neue Holzfenster und Glas sind schadstofffrei, die 100 Jahre alte Konstruktion wurde überall, wo es möglich war, ertüchtigt. Zwei bestehende, gemauerte Schornsteine wurden nach alten Handwerkstechniken repariert und mit zwei Holzöfen – 7,5 und 5,0 kW – ausgerüstet. Sie sind mit der massiven inneren Trennwand vermauert, die nun regenerativ und thermisch aktiviert dazu beiträgt, dass noch 24 Stunden nach aktiver Beheizung Strahlungswärme abgegeben wird. Eine intelligente Elektroheizung unterstützt, sie lässt sich ganz zeitgemäß über ein Mobiltelefon steuern.
