
Massivhaus
Der Ort könnte historisch nicht anspruchsvoller sein. In unmittelbarer Umgebung der schmalen Baulücke, die nach einem verheerenden Brand entstanden ist, stehen Häuser aus 600 Jahren Baugeschichte. Diese Altstadtarchitektur hat sich in den letzten Jahrzehnten allmählich verändert, man kann sagen, sie ist „schmucker“ geworden, sie entspricht dem pittoresken Bild der Bewohner, der Touristen und des Stadtmarketings.

„Beim Entwurfskonzept für Haus Müller werden die traditionellen Bauwerkselemente der Stadt präzise auf die wesentlichen Merkmale reduziert.”

bächlemaid, architekten stadtplaner bda
Innen wiederholt sich diese Ordnung mit großformatigen, raumhohen Einbauten aus Glas und verschiedenen Hölzern, der verpresste Kalkputz der Außenhülle bestimmt auch die Räume. Der vertiefte Eingang lenkt die Aufmerksamkeit zunächst auf den ein halbes Geschoss höher liegenden Verkaufsraum. Er gehört zum optischen Unternehmen der Bauherrschaft, das sich mit Kundenflächen, Büro und Werkstatt nach oben erweitert. Galerieartige Ausschnitte holen beide Ebenen zusammen. Die darüberliegenden vier Wohngeschosse erreicht man über einen seitlichen Zugang und einen Aufzug. Mit raffinierter Platzökonomie sind Kinderzimmer mit Nasszelle, die Elternebene mit Ankleide und großzügigem Bad zur Straße, Kochen und Essen samt einer eingeschnittenen Terrasse und schließlich unterm Dach das Wohnen übereinander gestaffelt. Eine Deckenaussparung gibt Raum, Tageslicht kommt über eine Schrägverglasung – keine Spur von falschem Mittelalter zwischen den weißen Brandwänden.
