
Das Dorfhaus
Traditionell und zeitgemäß: Leben im Dorf

„Ein Gebäude, wie ein Anzug, dem Kontext angezogen.”

Davide Macullo
Bei dem als Ferienhaus geplanten Gebäude, das sowohl als Einfamilienhaus genutzt als auch in zwei Wohnungen aufgeteilt werden kann, ließ sich der in Lugano ansässige Architekt, der zudem Kunst und Innenarchitektur studiert hat und zwanzig Jahre mit Mario Botta gearbeitet hat, von der ländlichen Bautradition inspirieren. Das Grundstück liegt am Rand von Mergoscia, einem 200 Einwohner kleinen Dorf. Der Hang neigt sich mehr als 45 Grad, weit reicht der Blick über den Staudamm des Verzascatals in die Wälder. Drei Geschosse streckt sich das Haus in die Höhe, die Dachneigung verläuft senkrecht zum Hang. Das Volumen teilt sich auf in zwei schmale, sattelgedeckte Häuser, von denen eines auf der dem Tal zugewandten Seite ein wenig nach vorne gerutscht zu sein scheint. In Höhe und Proportion entspricht der wie ein Doppelhaus wirkende Neubau damit den schlanken, traditionellen Rustici. Lediglich die gekonnte, skulpturale Setzung der Fensteröffnungen sowie der Einschnitte für die Loggia im Erdgeschoss und die fein detaillierte Ausbildung der Dachkante verraten die Heutigkeit des Hauses. Innenräumlich war Flexibilität wichtig, mit wenig Aufwand lässt sich das Gebäude verändern, das Budget der Bauherren war zudem beschränkt. Die Grundrisse des ersten und zweiten Obergeschosses mit jeweils zwei Schlafzimmern, Bad, Küche und Wohnraum entwickeln sich dabei pro Geschoss statt in die Höhe. Den Vorschriften entsprechend sitzt das Haus auf einem Steinsockel auf. Sein hellgrauer Putz erinnert an die Farbe von Granit, dem traditionell im Ort verwendeten Material. Das Dach ist aus geschieferter, grauer Teerpappe gefertigt, die farblich den historischen Steindächern ähnelt.
