Vollholzbau aus Mondholz

Das Mondhaus

Der vorgefertigte Vollholzbau interpretiert gestalterisch gekonnt die regionale Bautradition. Seine naturnahe, nachhaltige und einfache Bauweise schafft nicht nur elegant-moderne Räume für die Bauherrenfamilie, sondern weist in die Zukunft des Bauens.

Die Gemeinde Alpnach liegt im Schweizer Kanton Obwalden, gut 15 Kilometer südwestlich von Luzern. Der Wald steckt dem Kanton im Namen und verweist auf das naturgegebene Baumaterial der Region: Holz. Holz ist auch der Baustoff, mit dem das in Alpnach ansässige Unternehmen Küng arbeitet, die Schreinerei fertigte beispielsweise Peter Zumthors 2015 fertiggestelltes Ateliergebäude in Haldenstein. Bekannt ist Küng inzwischen aber vor allem für vorgefertigten Vollholzbau: Holzpur heißt das System aus massiven, bis zu 22 Zentimeter dicken Wandelementen aus in sieben Lagen kreuzweise übereinander gelegten Brettern. Sie sind aus sogenanntem Mondholz, das um Weihnachten herum vor Neumond geschlagen wird, wenn die Bäume am wenigsten Wasser führen und somit am wenigsten Schwund aufweisen und die Gefahr des Schädlingsbefalls minimiert ist.

Anzahl Bewohner5 Personen
Wohnfläche338 m²
StandortAlpnach (CH)
Fertigstellung05/2019
PlanungsbüroSeiler Linhart Architekten
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FotografieRasmus Norlander
Für uns Architekten war das Projekt Mondhaus eine Rückkehr zur Einfachheit des Bauens. Beim Haus wird zudem ausschließlich unbehandeltes Holz aus den lokalen Wäldern verwendet.

Patrik Seiler, Søren Linhart

Produktion, Zuschnitt und Konfektionierung erfolgen weitgehend automatisiert, CNC-gesteuert werden die Schlitze für die Leitungsführungen in die Bretter gefräst. Die imposante Werkshalle der Schreinerei entstand 2013 nach Entwürfen des ursprünglich im nahegelegenen Sarnen, heute vor allem in Luzern ansässigen Ateliers von Patrick Seiler und Søren Linhart, die bereits frühere Projekte mit Küng Holzbau realisiert hatten. Es lag also nah, dass Stephan Küng die Architekten mit der Planung für das Wohnhaus seiner Familie beauftragte, das heute nicht nur Familiendomizil, sondern auch „Demonstrativbau“ ist. Optisch erinnert der auf einem Sockel aufsitzende, von einem Satteldach gedeckte kompakte Baukörper, der „Showroom in Hausform“, an historische innerschweizer Holzhäuser. Natürlich verwendeten die Architekten Holzpur-Elemente in ihrer massiven Vollholz-Ausbildung, also ohne Dämmung sowie innen und außen mit je einer Lage aus Weißtannenbrettern. Betreten wird das Haus unterhalb der auskragenden Laube in der Mitte der nördlichen Längsseite. Ein zentraler Kern aus Stampflehn nimmt die Erschließung auf, er wurde aus dem Material des Aushubs erstellt. Das reine Naturmaterial harmoniert mit dem Holz der Wände, auf chemische Zusatzstoffe, hybride Materialien und auch auf Stahl wurde komplett verzichtet. So verwendeten die Architekten bei der Armierung des Betonsockels Bambus, und die Holzpur-Elemente werden grundsätzlich nur mit Holzdübeln versehen. Im Bad kam an den Wänden Tadelakt, ein wasserresistenter marokkanischer Kalkputz, zum Einsatz; der Boden ist dort wie im Eingangsbereich mit Kasein gespachtelt. Kastanienholz wurde für die Türen und Fenster, Eiche am Übergang von Sockel und Wandaufbau verwendet. Zum Heizen reicht der Stückgutofen, der an den Stampflehmkern angebaut ist. Stampflehm und die Holzwände fungieren dabei als träge Speichermasse: Mit sechs Ster (Raummeter) Brennholz kommt die Familie durch den Winter. Räumlich sorgen der freigestellte Kern in der Mitte und die zu den Ecken hin orientierten Wohnbereiche für Großzügigkeit. Zweigeschossig öffnet sich der Raum zwischen den Kinderzimmern im ersten Obergeschoss.

Impressionen