Preiswert, pragmatisch, unprätentiös

Das Thermohaus

Eine Klimahülle ertüchtigt und vergrößert ein Ziegelhaus aus den 30er-Jahren.

Im Mittelpunkt der Arbeit der Architekten Dr. Jana Richter und Henri Praeger, die ihr Büro in Berlin führen, stehen keine Einfamilienhäuser, sondern vor allem urbane Wohnprojekte mit vielfältigem Nutzungsmix für Baugruppen und Genossenschaften sowie Mehrfamilienhäuser für öffentliche und private Auftraggeber. „Grundprinzip der Gebäude“, so erklären sie auf der Website, „ist es, robuste und kostengünstige Raumgerüste zu entwickeln, die den individuellen Lebensformen der Nutzer großen Spielraum lassen und das Mitmachen am Projekt und damit Teilhabe an der entstehenden Hausgemeinschaft ermöglichen.“ Ein Prinzip, das auch exakt beschreibt, wie das Büro mit dem kleinen Einfamilienhaus im ländlichen Raum umgegangen ist, das die Jury überzeugt hat.

Anzahl Bewohner2 Personen
Wohnfläche110 m²
StandortGruben (D)
Fertigstellung10/2018
PlanungsbüroPraeger Richter Architekten
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FotografieNaumann Friedel Architekturfotografie
Das Prinzip des Thermohaus ist gerade für die Sanierung von Altbau-Einfamilienhäusern eine gute Alternative zu gängigen Umbaumaßnahmen: Mit minimalen Eingriffen werden Bestand und Budget geschont.

Henri Praeger, Jana Richter

Der Auftrag kam aus dem Bekanntenkreis: Ein baufälliges Ziegelhaus aus den 30er-Jahren in der Stadt Guben im Landkreis Spree-Neiße in der brandenburgischen Niederlausitz sollte energetisch ertüchtigt und räumlich erweitert werden. Und das möglichst günstig. Die Lösung ist bestechend simpel: Die Architekten stülpten dem Altbau eine Hülle aus Polycarbonatplatten über. So wird der Zwischenraum zwischen Bestandswänden und neuer Klimahülle zum Energieraum und die aufsteigende Wärme in diesem Energieraum zur Dämmschicht. Die vorhandene Holzsparrenkonstruktion des Dachstuhls blieb bestehen, sie bildet die Unterkonstruktion der neuen Hülle, nur die Dachschindeln des Bestands wurden entfernt. Es wurde eine neue Holzständerkonstruktion aufgestellt, auf der die Polycarbonatplatten befestigt sind. So erfüllt die Hülle die Funktion eines Luftkollektors: Es bildet sich ein kontrollier- und kalkulierbares Luftvolumen, das zusammen mit den Speichermassen der Bestandswände die Grundversorgung des Hauses mit passiver solarer Energie sichert. Unterhalb des Firsts erreicht die Luft ihre höchste Temperatur und erwärmt den Low-Tech-Kollektor für die Heizung und Trinkwassererwärmung, während räumlich innerhalb der neuen Klimahülle im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss ein großzügiger Wintergarten entstand. Er reicht teilweise bis zum First und ist auf drei Seiten vollflächig verglast nach Süden orientiert. So erweitert der zusätzliche Wohnraum die Wohnfläche vom Frühjahr bis in den Spätherbst und wird zusätzlich als Gewächshaus genutzt. Die Gestalt der neu entstandenen, klimagerechten Architektur entspricht dabei der unprätentiösen Einfachheit: Sie orientiert sich in ihrer Kubatur am Bestand und der Umgebung, dem klassischen Satteldachhaus.

Impressionen