Einfamilienhaus Hohenkammer

Abgehoben

Auf Schotten schwebt der zweigeschossige Baukörper über dem Grund im Hochwassergebiet. Oberirdisch entsteht komfortabler und dabei höchst eleganter, an die klassische Moderne erinnernder Wohnraum, den ein Nebengebäude ergänzt.

Das oberbayerische Hohenkammer liegt im Landkreis Freising. Von Altenmarkt im Pongau im österreichischen Bundesland Salzburg liegt die Gemeinde knapp 250 Kilometer entfernt. Gut, dass die Zusammenarbeit mit den Bauherren so unkompliziert war und auf großem Vertrauen beruhte, weiß Tom Lechner: „Das war auch Voraussetzung, eine ‚individuelle‘ Bauaufgabe wie ein Einfamilienhaus über diese Distanz in dieser Qualität umzusetzen!“ Erteilt wurde der Auftrag aufgrund von Referenzprojekten, die zahlreich auch in den Häusern des Jahres zu finden sind: Fast jedes Jahr überzeugt Tom Lechner mit seinem Büro LP architektur die Jury, in diesem Jahr wieder einmal mit zwei Häusern.

Anzahl Bewohner3 Personen
Wohnfläche282 m²
StandortHohenkammer
Fertigstellung2020
PlanungsbüroLP architektur ZT GmbH
Zum Profil
FotografieAlbrecht Imanuel Schnabel
Das vermeintlich unbebaubare Randgrundstück im Überschwemmungsgebiet in einem markanten Naturraum forderte sowohl eine bautechnisch konsequente als auch eine formal selbstbewusste Reaktion.

Tom Lechner

Das Grundstück dieses Projekts wird von zwei Seiten von Gewässern gesäumt, im Süden fließt die Glonn, im Norden verläuft der Schlossgraben, an der östlichen Grundstücksspitze kommen die Flüsse zusammen. Der Grund liegt tiefer als die benachbarten Grundstücke und ist daher im Hochwasserfall überschwemmt. Damit galt es für den Entwurf, das Fußbodenniveau auf ein mögliches Hochwasser abzustimmen und den durch den Neubau verlorenen Hochwasserrückhalt an anderer Stelle auf dem Grundstück auszugleichen. Die Entscheidung fiel für einen aufgeständerten Baukörper: Wie bei einem traditionellen Pfahlbau wurde die gesamte Bodenplatte auf ein ‚sicheres‘ Niveau angehoben und auf Schotten gelegt. Das gesamte Raumprogramm für die dreiköpfige Bauherrschaft verteilt sich somit oberirdisch. Das Haus gliedert sich in Haupt- und Nebenbaukörper auf jeweils rechteckigem Grundriss. Das eingeschossige, halb offene und ans Haupthaus andockende, leicht ansteigende Eingangsgebäude an der nördlichen Grundstücksgrenze wird als Stellplatz und Kellerersatz genutzt. Als großes Vordach erschließt es das zweigeschossige Wohnhaus. Der Erdgeschossgrundriss ist unkonventionell: Der Raum umfließt die eingestellten Volumina, die die Einliegerwohnung aufnehmen sowie die sogenannten dienenden Räume. Scheiben strukturieren den Wohn-, Koch- und Essbereich. Zentral führt die runde Treppenskulptur nach oben. Eine vorgelagerte Loggia verbindet Innen mit Außen, breite Stufen erschließen den Garten. Ein Luftraum öffnet sich ins Obergeschoss. Dort finden unter einem verglasten, leicht geneigten Dach die Bibliothek und das Büro Platz. Raum bleibt zudem für drei Schlafzimmer und zwei Bäder.

Impressionen