Einfamilienhaus Naters

Dorf im Dorf

Das Grundstück galt als unbebaubar, es grenzt an den Berg, die Umgebung ist heterogen. Heute lebt die Familie in einem aus drei unterschiedlich bedachten Volumina gefügten Haus um einen Hof. Außen zeigt sich der Sichtbeton betont ruppig, innen sind die Räume einladend weiß.

2008 gründeten die Studienfreunde Olivier Cheseaux und Alexandre Rey ihr Büro in Sion, 2021 kamen drei Partner hinzu, cheseauxrey associés SA nennt sich das Team. 2016 realisierten die Architekten in Savièse ein aus Beton expressiv moduliertes Haus. Die Bauherren entdeckten es auf Facebook und waren begeistert: „Wir waren der Meinung, dass dieses Haus irgendwo weit weg geplant worden ist. Doch dann fanden wir heraus, dass die Architekten aus dem Unterwallis sind. Nach einem ersten Treffen haben wir uns direkt verstanden gefühlt und waren für eine Zusammenarbeit offen.“ Emanuel Amaral von cheseauxrey associés SA beschreibt es so: „Die Bauherren haben uns beauftragt, weil sie ein Haus wollten, das im Vergleich zu dem, was in der Region üblicherweise gebaut wird, atypisch ist. Sie wollten aus ihrer Komfortzone heraus und zeigten großes Interesse an unserer Arbeit. Das ist der ideale Rahmen für das notwendige Vertrauen. Da es sich um ein Objekt mit einer sehr starken, ja sogar radikalen Identität handelt, sind die Reaktionen zwangsläufig ebenfalls radikal: Unvermeidlich sind Überraschung, Verwunderung oder auch Abneigung.“ Die Bauherrschaft ergänzt: „Wir bekommen aber auch Feedback, dass dies das schönste Haus in Naters ist. Für uns ist es sogar eines der schönsten Häuser überhaupt.“

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche130 m²
StandortNaters (CH)
Fertigstellung11/2020
Planungsbürocheseauxrey associés sa
Zum Profil
FotografieThomas Jantscher
Die Erde gehört nicht uns, sie wurde uns von unseren Kindern geliehen.

Olivier Cheseaux, Dario Zimmermann, Sébastien Vitre, Alexandre Rey, Emanuel Amaral

Naters befindet sich geografisch im Zentrum des Oberwallis, der tiefste Punkt der Gemeinde, das Rhône-Ufer, liegt auf 673 Meter, der höchstePunkt ist das Aletschhorn mit 4.195 Metern über Meeresspiegel. Das Haus entstand in einer Art Übergangszone, so die Architekten: „Einerseits liegt das Grundstück am Rand des alten Dorfes, das sich durch eine harmonische Dichte an kleinen Gebäuden aus der Zeit der Industrialisierung auszeichnet. Im Gegensatz dazu wurde im Westen ein Bereich, der ursprünglich für Parkplätze vorgesehen war, später mit Gebäuden bebaut, deren Maßstäbe und Formen sehr unterschiedlich sind.“ Der Grund galt als unbebaubar: Ein Fels markiert die nördliche Grenze. Als „Fels in der Brandung“ behauptet sich das neue Wohnhaus heute, seine drei monolithischen Betonkörper folgen der leichten Neigung des Geländes, mit ihren unterschiedlich geneigten Satteldächern entsteht ein kleines Dorf im Dorf um einen Hof. In Halbgeschossen sind die Innenräume organisiert, sie öffnen sich differenziert: mal nahe am Fels, mal mit Blick auf die Böschung, sie bieten Weitsicht auf die Berggipfel oder in den Himmel. Metallschalungen mit Einlagen aus abgenutztem, beschädigtem Holz wurden für den Sichtbeton verwendet; das Relief der Fassaden ist einzigartig, jedes Ausschalen sorgte bei allen Beteiligten für Überraschungsmomente. Im Gegensatz zum rauen Äußeren sind die Innenräume wohnlich weiß ausgekleidet.

Impressionen