Eingeflochten

Holzhaus

Man muss zu diesem Projekt einige Anmerkungen vorausschicken. Nur zu erzählen, hier hat sich ein Korbflechter seine Wohn- und Werkstatt gebaut, klingt nach Weihnachtsmarkt und Bauerntrödel. Tatsächlich ist der Bauherr ein gelernter Zimmermann, der, zusätzlich als Flechtwerkgestalter ausgebildet, mit seinem Betrieb Raumobjekte, Hütten, Wände, Verkleidungen und Zäune fertigt. Als Werkraum diente ihm in Kolbermoor eine ehemalige Torf remise.

Als das alte Holzgespärre einem Neubau weichen sollte, demontierte er das Tragwerk und schaffte es einige Kilometer nördlich nach Schechen, wo er es nach einem mit den Architekten entwickelten Konzept als Wohnhaus mit Werkstatt wieder aufstellte. Es verdichtet dort eine Brachfläche und bildet mit dem Bahnhof ein harmonisches Ensemble. Unter das offene historische Traggerüst, das jetzt auf einer Stahlbetonplatte steht, wurde, zu den Stielen versetzt, ein neues Bauwerk eingefügt. Durch die Verschiebung bleibt ein überdecktes Materiallager, außerdem im Süden und Westen ein geschützter, von einer senkrechten Lattung luftig geschlossener Umgang. Die alte Remise ist damit in ihren Dimensionen ablesbar. Nach Osten schiebt sich die neue, weiß verputzte Außenwand als hochgedämmte Gebäudehütte vor die Stützenachse.

StandortSchechen
Anzahl der Bewohner2
Wohnfläche259 qm
Grundstücksgröße698 qm
Zusätzliche Nutzfläche229 qm
Bauweisehistorischer Holzstadel, Integration einer hochdämmenden Naturbauhülle
BaukostenSelbstbauprojekt
Heizwärmebedarf37,67 kWh/qma
Primärenergiebedarf21,3 kWh/qma
Fertigstellung2014
PlanungsbüroRoswag Architekten mit Guntram Jankowski
Zum Profil
AusführungRoswag Architekten mit Guntram Jankowski
Das vierte Leben der Torfremise zeigt auf, wie historische Holzbauten im Lebenszyklus geplant wurden. Mit der Integration des Holz-Lehm-Hauses wird sie zum Vorbild für zukünftiges, ressourcenpositives Bauen.

Roswag Architekten

Das Haus im Haus ist als Holzkonstruktion mit Holzfaserdämmung und Lehmputzen ausgeführt, die sorptionsoffenen Oberflächen regulieren das Raumklima,trotz höchstem energetischem Standard konnte auf eine Lüftungsanlage verzichtet werden. Die Wandheizung und der Warmwasserspeicher werden von einem Stückholzofen und einem Solarkollektor versorgt. Das alte Tragwerk aus Stützen, Balken und Kopfbändern ergibt das 4,20 Meter hohe Erdgeschoss. Aus dem weiten Wohnraum mit Küche und Essplatz geht eine Treppe nach oben, dort sind unterschiedliche, niedrige Räume galerieartig für weitere Nutzungen eingehängt. Licht kommt durch große Glasflächen, wegen der Tiefe des Gebäudes auch über eine Firstverglasung und in die inneren Kabinette zusätzlich durch in den Boden eingelassene Scheiben. Eine Außentreppe erschließt eine Dachwohnung. Die Werkräume werden separat von außen bedient. Hier kann die zweite Ebene über eine Treppe von der offenen Lagerfläche erreicht werden.

Impressionen