
Im Märchenwald
Drei Generationen leben unter fünf Dächern im Grünen direkt am See. Für das rechte Maß an Gemeinschaft und Rückzug sorgt der schwarz umhüllte Dreiseithof, innen- und außenräumlich anspruchsvoll und differenziert gestaltet.

„Wie bei Aschenputtel gab es drei Wünsche – aber je einer von einer anderen Generation. Diese für und mit den Bewohnern zu einem Gebäude zusammenzufügen, war eine große Freude.”

Thomas Kröger
Es passt somit gut, dass der Berliner Architekt Thomas Kröger – zweimal Preisträger bei den Häusern des Jahres und auch im letzten Jahr wieder mit einer Anerkennung ausgezeichnet – den Feuchtwald, der See und Wiese über einen Pfad und Steg miteinander verbindet, als „märchenhaft“ beschreibt. Die Bauherrschaft kannte die herausragenden Arbeiten des Büros, der Anspruch war hoch: „Der Großvater“, so Thomas Kröger, „ein renommierter Architekt aus München, wollte erstmals zulassen, nicht als Planer, sondern nur als Bauherr mitzumachen. Das war ein tolles Kompliment, aber auch eine Herausforderung, diese Prüfung zu bestehen.“ Dem anspruchsvollen Grundstück entspricht die Aufgabe: Es sollte Raum für drei Generationen entstehen, mit ausreichend Rückzugsmöglichkeiten und angemessenem Platz für Geselligkeit. Lang und schmal streckt sich der Grund, der See markiert das eine Ende, das Hausensemble, das heute die drei Generationen unter fünf Dächern versammelt, platzierte Thomas Krüger am anderen. Der Feuchtwald in der Mitte fasst die Außenbereiche des Dreiseithofs, die heterogene Nachbarschaft wird ausgeblendet. Eine einheitliche Fassade aus dunklem, fast schwarz lasiertem Lärchenholz bindet die Häuser zusammen, die fünf einzelnen Dächer sind mit dunkelgrauem, vorbewittertem Zink gedeckt. Gefertigt sind sie als Holzständerbauten, die Konstruktion wurde zusammen mit dem Berliner Büro ZRS Architekten Ingenieure entwickelt. Die Eingangsdiele erschließt das kleine Familiendorf mit 230 Quadratmetern Wohnfläche. Im Westen schließt eine großzügige Loggia an, sie grenzt an den zur Straße hin orientierten Atelierraum des Großvaters. Zweiseitig öffnet er sich nach Süden in den Vorgarten und auf der anderen Seite durch die Loggia bis in den Hof und auf den Heckengarten. An den Garderobenschränken und dem kleinen Bad vorbei führt der bodentief verglaste Gang in den Essbereich mit Küche. Das Kaminzimmer beendet die Raumflucht mit Blicken in den Hofgarten. Eine die Außenwand begleitende Treppe führt rechtwinklig ins Obergeschoss, in dem über einem Teil des Erdgeschosses der Arbeits- und Schlafbereich der Eltern, der Gästebereich und über Split-Level die Kinderzimmer organisiert sind. Die hellen Holztöne der Wand- und Deckenpaneele und der Travertin auf dem Boden kontrastieren die schwarze Außenhaut, die schwarze Küchenzeile und der schwarz geflieste Duschraum vor der Sauna verbinden. Das Saunahaus, ebenfalls unter eigenem Satteldach, komplettiert das Ensemble. Es wird von außen, über den Hof, erschlossen. Der Blick geht Richtung Wald und den dahinterliegenden See: märchenhaft.
