
Haus am See
Verfallene Häuser unter Denkmalschutz, keine Genehmigung fürs Bauen am Wasser – als unverkäuflich galt das Ensemble. Architekt Carlos Zwick kaufte trotzdem und lebt heute mit seiner großen Familie großartig am und mit dem See.

„Einfach denken ist eine Gabe Gottes.”

Konrad Adenauer via Carlos Zwick (i.B.)
Die ersten Entwürfe waren schnell gemacht, Mies van der Rohes Farnsworth House stand Pate. Ein flaches, den Boden nicht berührendes Haus sollte es werden, mit genug Platz für die große Familie und einer Einliegerwohnung für die Oma. Ein Haus, das der Natur Respekt zollte, indem es sie in seine Architektur integrierte. Keiner der uralten Bäume sollte gefällt werden. Es folgte ein zähes Ringen mit dem Bauamt. Vier Anträge wies es ab, erst Nummer fünf brachte die Genehmigung. Der Plan: ein Neubau auf Stelzen, die Sanierung von Parkcafé und Ballsaal und ein weiterer Baukörper, der die Lücke zwischen den beiden Denkmalen schließen sollte. Heute steht das Haus auf insgesamt zehn Einzelfundamenten und 40 diagonalen Stelzen, in drei Metern Höhe. Mit seiner Fassade aus vertikalen schmalen Lärchenholzlatten verschmilzt der Baukörper mit den Kronen der ihn umgebenden riesigen Bäume. Ein großer Ahorn wächst mitten durchs Wohnzimmer. Was jetzt so selbstverständlich und gewachsen dasteht, als wäre es nie anders gewesen, war ein kniffeliges Stück Arbeit: Weder mit Turmdreh- noch Autokran konnte zwischen dem üppigen Baumbestand gearbeitet werden, das gesamte Haus wurde nur mit Hilfe eines mobilen Teleskopstaplers errichtet. Überhaupt ist es die Natur, die in dem Entwurf die erste Geige spielt: „Auch das Wasser hat mich hier total fasziniert und ich habe mir überlegt, wie ich in den Innen- und Außenräumen größtmögliche Nähe zum See herstellen kann. Jetzt schweben wir quasi über ihm, beim Frühstück, in den Wohnbereichen und auf der 22 Meter langen Loggia. Mit ihrem verglasten Geländer erstreckt sie sich wasserseitig über die gesamte Breite des Hauses.“ Zugänglich ist die Terrasse aus allen drei angrenzenden Wohnräumen. Schiebefenster aus Eichenholz gewähren freien Weitblick über das Wasser. Trotz der Höhe der Wohnebene – die Loggia liegt immerhin 8 Meter über dem Wasserspiegel – ist der See auch im Haus immer präsent. Text von Claudia Kensy
