Haus B // 3

Der Dranbau

Das Einfamilienhaus aus den 1970er-Jahren an einem steilen Südhang ließ sich weder baukonstruktiv noch räumlich wie von der Bauherrschaft gewünscht sinnvoll aufstocken, um es in zwei Wohnungen aufzuteilen. Heute sorgt ein dreiseitig verglaster Stahlskelettanbau auf der Gartenseite nicht nur für eine ästhetische, sondern vor allem für eine innenräumliche und energetische Aufwertung.

Weiterentwicklung ist eine gute Beschreibung für ihren Umgang mit einem in einen steilen Südhang eingestellten Einfamilienhaus aus den 1970er-Jahren in zentrumsnaher Lage in Biberach an der Riß: Beauftragt wurden die Architekten, das Bestandsgebäude in zwei Wohnungen zu teilen und dafür aufzustocken. Sinnvoll erschien ihnen das nach eingehender Prüfung der Substanz jedoch nicht. Sie überzeugten die Bauherrschaft daher, statt aufzustocken, einen gläsernen Stahlskelettbau auf der Gartenseite anzudocken. Der hangseitige Split-Level-Bestand samt Treppenhaus wurde dafür abgerissen, die untere Wohneinheit verteilt sich heute über drei Split-Level und hat Platz für drei Schlafzimmer, zwei Bäder und ein Kaminzimmer, das sich dem neuen Wohn- , Koch- und Essraum öffnet.

Anzahl Bewohner5 Personen
Wohnfläche200 m² Bestand + 120 m² Neubau
StandortBiberach an der Riß
Fertigstellung04/2020
PlanungsbüroAretz Dürr Architektur
Zum Profil
FotografieLuca Claussen
Konstruieren bedeutet, die einzelnen Komponenten eines Bauwerks in ein sinniges Gesamtsystem zu überführen. Dieses Zusammenspiel bildet den Behälter für die Funktion und für deren Wandel.

Sven Aretz, Jakob Dürr

Eine neue Treppe erschließt und gestattet den Blick in den Stahlskelettbau, den Garten und ins Rotbachtal. Die auf Straßenniveau erschlossene Wohneinheit beherbergt eine Wohnküche samt Diele und Gäste-WC, Schlafzimmer, Arbeitszimmer und Bad. Ein Aufzug verbindet von der bergseitigen Garage alle Geschosse. Die besondere Herausforderung: „Wir mussten den Abbruch und den Neubau über das Bestandshaus hinweg von der Straßenebene aus organisieren und den Höhenversatz von rund fünf Metern überwinden. Die vorgefertigte Bauweise mit Stahlskelett, Holoribdecke als verlorene Schalung für eine Betonverbunddecke ermöglichte uns eine rasche und von Köln aus bauleitbare Baustelle – im bewohnten Zustand, wohlgemerkt“, erinnern sich die Architekten. Der solide 70er-Jahre-Bau blieb zur Straße hin somit erhalten, von hier ist der Neubau nicht zu sehen. Seine Ästhetik bezieht der Anbau aus seinen konstruktiven Bauteilen und deren struktureller Ordnung: 14 schlanke Stahlstützen in einem Achsraster von 1,95 Metern tragen die beiden Geschossdecken, die als Verbunddecken mit 6,50 Metern Spannweite ausgeführt sind. Die geschossweise ausgebildeten Windaussteifungen in den Eckfeldern bleiben sichtbar. Die äußere Hülle bildet eine von der Tragkonstruktion abgerückte filigrane Pfosten-Riegel-Fassade aus Aluminium; textiler Sonnenschutz schirmt das neue Glashaus ab, ohne den Blick in den Garten zu verstellen. Vorhänge sorgen für die gewünschte Privatheit.

Impressionen