Einfach gut gebaut

Mit seiner reduzierten Form und Materialität entspricht das Ensemble aus Haupt- und Garagenhaus der örtlichen Bautradition. Es nimmt jedoch nicht nur die Landschaft, sondern auch die Zukunft in den Blick.

Mitterfischen ist eine ehemalige Hofmark und heute Gemeindeteil von Pähl im Landkreis Weilheim-Schongau, am südlichen Rand des Ammersees. Das Grundstück, das der Münchner Architekt Florian Nagler hier mit seinem Büro beplante, liegt am Rand eines kleinen Weilers, der Blick reicht nach Süden in die Berge und im Norden in ein kleines Tal nahe des Sees. Das neue Haus nimmt jedoch nicht nur Bezug zur Landschaft, in seiner schlichten Form und seiner schichtenarmen, massiven Konstruktion entspricht es auch der örtlichen Bautradition. Und: Es entspricht der Haltung des Architekten, der seit 2012 mit dem Projekt „Einfach Bauen“ im Verbund von Architekten und Ingenieuren, angesiedelt an der Technischen Universität München, Prinzipien für technikarmes und nachhaltiges Bauen entwickelt und im Maßstab 1:1 testet. Dafür entstanden in Bad Aibling drei Forschungshäuser, eines aus Holz, eines aus Leichtbeton und eines aus Ziegel, gebaut mit dem Anspruch, mit Hilfe passender Materialien und kluger Architektur Ressourcen zu sparen.

Anzahl Bewohner2 Personen
Wohnraum152 m²
StandortPähl
Fertigstellung12/2020
PlanungsbüroFlorian Nagler Architekten GmbH
Zum Profil
FotografieSebastian Schels, PK Odessa
Das Haus fügt sich in den Kontext und respektiert seine Nachbarn. (Es) zeigt Potenziale des schichtenarmen, reduzierten Bauens.

Florian Nagler

Die Auswertung der Messdaten wird zeigen, ob Florian Nagler und das Forschungsteam ihr Versprechen einhalten können: In den kommenden 100 Jahren sollen Bewohner dieser Bauten weniger Energie verbrauchen als in Passiv- oder Plusenergiehäusern. Die Erfahrungswerte, wie wenig Energie sie verbrauchen und wie viel Lebensqualität die beiden Bewohner des in Mitterfischen entstandenen Hauses gewonnen haben, dürfen sie zwar für sich behalten. Das Ensemble aus einem großen, zweigeschossigen und dem mit dem Haupthaus verbundenen kleinen, eingeschossigen Satteldachhaus, spricht jedoch für sich. Einladend öffnet es sich im stumpfen Winkel auf den offenen Vorplatz. Für das Wohnhaus hat Florian Nagler zwei der Materialien und Bauweisen der Forschungshäuser kombiniert: Die Garage, in der sich zudem ein kleines Büro – homeofficetauglich – versteckt, und das Erdgeschoss sind einschalig aus unbewehrtem Beton gefertigt. Die Decke über dem Erdgeschoss und die Wände des Obergeschosses hingegen bestehen überwiegend aus massiven Holzelementen. Der Wechsel in der Materialität bestimmt das Innere des Gebäudes jedoch nicht nur konstruktiv, sondern auch ästhetisch: Skulptural schmiegt sich der Beton um den Ofen und macht den sorgfältig geschreinerten Schränken und Regalen Platz, darüber erhebt sich der Raum in hellem Nadelholz. Dem großen zweigeschossigen Zentrum des Hauses sind im Erd- und Obergeschoss die Speisekammer, das Schlafzimmer, die Sanitärräume und die Treppe platzsparend zur Seite gestellt.

Impressionen