Haus K18

Aus alt mach neu

Die Kubatur des kleinen Hauses auf 136 Quadratmeter Grund ist radikal simpel und streng proportioniert, innen eröffnet sich eine staunenswerte räumliche Komplexität. Die historischen Feldbrandsteine des Vorgängerbaus dienen dem Neubau als nachhaltige und somit zeitgemäße Vorsatzschale, die charmant an die Vergangenheit erinnert.

Niehl ist ein linksrheinischer, nördlicher Stadtteil von Köln und grenzt im Osten an den Rhein. Der alte Ortskern liegt an der Stelle, wo die römische Straße von Köln nach Neuss – die heutige Niehler Straße – auf das Rheinufer trifft. Erstmals im Jahr 927 erwähnt, war Niehl bis zum 20. Jahrhundert ein Fischerdorf, 1929 siedelten sich die Ford-Werke an, der Stadtteil gilt heute als der wichtigste Industrie- und Gewerbeschwerpunkt der Stadt Köln. Den Anforderungen an zeitgemäßen Lebensraum für eine dreiköpfige Familie konnte das eingeschossige Fischerhaus in der Katzengasse, erbaut Mitte des 19. Jahrhunderts, nicht gerecht werden. Das damals verwendete Material allerdings war bestens wiederzuverwenden: Der Altbau wurde in Handarbeit zurückgebaut, etwa 10.000 alte Feldbrandsteine wurden von den Bauherren gesäubert und später beim Neubau als Vorsatzschale wieder eingebaut. Auch der Keller wurde zum Teil erhalten. Um die erforderliche Raumhöhe für die neue Haustechnik zu gewinnen, wurde das Gewölbe abgebrochen und die Seitenwände bis zur Unterkante der Bodenplatte aufbetoniert. Anders als sein Vorgänger rückt das neue Haus um vier Meter von der nördlichen Grundstücksgrenze ab, heute vermittelt ein kleiner Eingangshof zwischen Haus und Gasse.

Anzahl Bewohner3 Personen
Wohnfläche 92 m²
StandortKöln
Fertigstellung12/2021
PlanungsbüroArchitekturbüro Kurz
Zum Profil
FotografieRobinson Tilly
Die Raumgestaltung ist der elementare Bestandteil meiner Entwurfsarbeit. Es geht darum, das Wesen der Aufgabe und des Ortes zu verstehen, um auf die richtigen Fragestellungen baulich zu antworten.

Till Robin Kurz

Auf die Proportionen des 92 Quadratmeter kleinen, dreigeschossigen, sattelgedeckten Hauses legte der Architekt Till Robin Kurz, der sich 2014 in Köln selbstständig machte, besonderen Wert: Das Haus entwickelt sich auf einem Doppelquadrat im Verhältnis 1:2, die Längsfassade hat die Proportion von 2:3 und die Giebelfassade die Seitenverhältnisse von 3:4, gemessen bis zur Höhe der Traufe. Lebensmittelpunkt der Familie ist die Wohnküche im Erdgeschoss, beinahe sakral öffnet sie sich zweigeschossig in die Höhe und auf den privaten Außenraum. Eine in eine gerundete Nische eingebaute Treppe führt auf die Arbeitsgalerie und ins Elternschlafzimmer, unter dem Dach finden zwei weitere Schlafräume und das Bad Platz. „Ein reduzierter Materialkanon mit wenigen ‚guten Zutaten‘ unterstützt die Idee der Gebäudeeinheit als nicht additiv komponiert, sondern als ein homogenes zusammenhängendes Wesen“, beschreibt Till Robin Kurz die Konzeption auch für die Innenräume.

Impressionen