Haus Riebetschi

Zeitgemäße Rekonstruktion

Rural statt romantisch ersetzt das neue Haus ein altes. In Form, Konstruktion und Material entspricht der kompakte Baukörper der voralpinen vernakulären Bautradition und ermöglicht zeitgemäßen Komfort in zwei Wohnungen.

Wo Friedrich Schiller einst Wilhelm Tell seinen Widersacher Gessler niederstrecken ließ, liegt heute die friedliche Zentralschweizer Ferien- und Ausflugsgegend um Küssnacht am Rigi, einem Bergmassiv zwischen dem Vierwaldstättersee, dem Zugersee und dem Lauerzersee. Den Blick von den Gipfeln, der höchste misst knapp 1798 Meter, beschrieb Leo Tolstoi in „Aus dem Tagebuch des Fürsten Nechljudow: Luzern“ als einen der schönsten der Welt. Vermutlich würden Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler, die in Zürich ihr Architekturbüro führen, dem zustimmen: Sie bauten sich einFerienhaus auf der Rigi. Und für die Bauherrin, die in Küssnacht ein knapp 2400 Quadratmeter großes Grundstück in Hanglage am Fuß des Rigi besitzt, waren die beiden daher genau die richtigen Architekten für ihr neues Haus.

Anzahl Bewohner3 Personen
Wohnfläche483 m²
StandortKüssnach (CH)
Fertigstellung2019
PlanungsbüroAndreas Fuhrimann Gabrielle Hächler Architekten
Zum Profil
FotografieValentin Jeck
Es gibt universelle Aspekte in der Architektur, allgemeingültige Prinzipien. Trotzdem wird ein Gefühl für Atmosphären regional gebildet.

Andreas Fuhrimann, Gabrielle Hächler

Der Grund war seit 1852 mit einem Wohnhaus bebaut, das jedoch nicht erhalten werden konnte. Wichtig war der Baugemeinschaft jedoch, dass der vernakuläre Altbestand, der ohne professionelle Planer mit den am Ort zur Verfügung stehenden Materialien und Kenntnissen errichtet worden war, zeitgemäß rekonstruiert und seine Form in Material und Volumen angemessen und heutigen Bedürfnissen entsprechend transferiert und transformiert wurde. Die für Schwyzer Bauernhäuser typische Kompaktheit und das ausladende Giebeldach mit Vordach wurden daher übernommen. Auch in Ausrichtung und Lage sowie in der Geschossigkeit bezieht sich der Neubau auf den Bestand. Ein Sockel aus Beton bettet sich in die landwirtschaftliche Topografie. Talseitig ist seine Höhe sichtbar, Platz ist dort für Garage und Keller. Das aufsitzende Holzvolumen, im Querschnitt abgeschrägt, entwickelt sich unter einem mehrfach geknickten, asymmetrischen Dach, das an den Vorgänger erinnert. Vor- und Rücksprünge auf den giebelseitigen Fassaden zitieren die für Bauernhäuser typischen Klebedächer. Innenräumlich jedoch ist die zeitgemäße Gestaltung auf den ersten Blick erkennbar. Die beiden gleichwertigen Wohnungen werden im Obergeschoss um 90 Grad gedreht. Die mehrseitige Ausrichtung der Zimmer gibt den Bewohnern das Gefühl, in einem Einfamilienhaus zu leben. Ein Betonkern bildet das Rückgrat des Hauses, die skulpturale Treppe sorgt für räumliche Spannung und Blickbezüge. Die Materialien sind unprätentiös und roh belassen. Eine Quelle versorgt das Haus mit Trinkund Brauchwasser, geheizt wird mit einer Erd-Wärmepumpe.

Impressionen