Haus W1T

Schön schlicht

Zur Straße verschlossen, zum Garten geöffnet, im Erdgeschoss aus Beton, im Obergeschoss aus Holz gefertigt, zeigt das Haus in Tulln zwei unterschiedliche Seiten und zwei verschiedene Materialitäten. Innen verbindet sich der Dualismus höchst wohnlich.

Das niederösterreichische Tulln an der Donau ist eine der ältesten Städte Österreichs, gotische und barocke Häuser bestimmen das Zentrum. Eine sorgfältige Internetrecherche brachte die Bauherren, die ein gut 700 Quadratmeter großes Grundstück westlich der Stadtmitte bebauen wollten, mit Juri Troy zusammen. „Ich halte diese Herangehensweise eigentlich für sehr gut, da sie eine eingehende Beschäftigung mit dem Thema Architektur und ein klares Bekenntnis zum ausgewählten Büro voraussetzt“, findet der Architekt, der 2003 sein Büro in Wien und 2011 ein weiteres in Bregenz gründete. Die Zusammenarbeit mit der Baubehörde jedoch war etwas schwieriger: So musste genau nachgewiesen werden, dass der Holzanteil der Fassade weniger als 50 Prozent ausmacht. Der Fugenanteil bei der Fassade des Sockels musste minimiert werden. „Auch konnten wir nur durch ein ausgetüfteltes Dachranddetail die geforderte Vordachlänge optisch minimieren.“

Anzahl Bewohner5 Personen
Wohnfläche183 m²
StandortTulln (A)
 
PlanungsbüroJuri Troy Architects
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FotografieJuri Troy
Architektur muss zukunftsfähig sein, daher müssen wir zu einer ganzheitlichen Architekturauffassung zurückkehren.

Juri Troy

Mit Zugang im Norden erstreckt sich der schmale Baukörper nun in die Tiefe des Grundstücks gen Süden. Komplett verschlossen präsentiert sich das sattelgedeckte Haus zur Straße hin. Sein Erdgeschoss ist aus Beton gefertigt, die massiven Volumina, die auch die Garage aufnehmen, bilden einen offenen Winkel, in dem der geschützte Eingang liegt. Eine Blickachse zieht den Blick bis ins Grüne. Großzügig und differenziert entwickelt sich der Wohnraum, er öffnet sich in den Garten, eine Loggia wird zum räumlichen Übergang von innen nach außen. Schmal und langgestreckt legt sich das aus Holz gefertigte Obergeschoss über den verspringenden Sockel. Raumhöhe und Dachneigung bleiben erlebbar, die Kinderzimmer sind über Hochebenen unter dem Giebel miteinander verschränkt. Das Elternschlafzimmer ist über eine Terrasse mit dem Bad verbunden. Sie lässt Licht ins Innere und eröffnet einen privaten Außenraum. Sichtbeton bestimmt das Erdgeschoss. Holzoberflächen aus Weißtanne und weiß geölter Esche harmonieren und sorgen für eine wohnliche Atmosphäre. Das Obergeschoss wurde als Holzmassivbau auf den Betonsockel gestellt, es besteht aus CLT – Cross Laminated Timber, also kreuzweise verleimten Brettsperrholzplatten –, die eine schnelle, trockene und präzise Bauweise gewährleisten und hohe Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Das Konstruktionsprinzip ist ablesbar: Die Fassaden im Erdgeschoss sind mit Faserbetonplatten verkleidet, vertikale Holzlattung umhüllt das Obergeschoss. Eine Erdwärmepumpe versorgt das Haus mit Energie, kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung stärkt das Energiekonzept.

Impressionen