Hölzerne Schale, harter Kern

Ein Haus für Ausblick und Rückzug.

Innauer Matt Architekten

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„Wäre heute ein Ranking der bedeutendsten Welt-Architekturregionen zu erstellen, Vorarlberg belegte mit Sicherheit einen der ersten zehn Plätze. Damit ist nicht nur die Bedeutung der einzelnen Bauschöpfungen gemeint, sondern Zahl und Dichte ihres Vorkommens.“ So ist es zu lesen auf der Website www.bregenzerwald.at. Die Seite verrät zudem, dass in Vorarlberg jedes vierte Wohnhaus vom Architekten geplant wird. Kein Wunder also, dass unter den „Häusern des Jahres“ überdurchschnittlich viele Bauten aus Vorarlberg und von Vorarlberger Architekten sind. Markus Innauer und Sven Matt gehören dazu. Ihr Büro liegt in Bezau, dem Hauptort des Bregenzerwalds mit seinen insgesamt 22 Dörfern. Von den „Wäldern“ heißt es, dass sie „Kunstsinniges, Schönes, Genussvolles schaffen, das gleichzeitig durchdacht und sinnvoll ist.“ Und eigentlich ist zu dem Haus in Alberschwende nicht mehr zu sagen. Was dann aber doch ein wenig knapp wäre und der Planung der beiden jungen Architekten, die mit den Bauherren „über mehrere Ecken“ bekannt sind, nicht gerecht wird. Kommt man vom Rheintal durch den Achraintunnel, ist Alberschwende der erste Ort im Bregenzerwald. Die Gemeinde mit gut 3.300 Ein- wohnern liegt 722 Meter hoch, auf einer weiten Ebene mit Blick auf die sanft gewellte Voralpenlandschaft. Das Baugrundstück allerdings befindet sich abseits des Ortskerns, in steiler Hanglage mit felsigem Untergrund. Auf den ersten Blick erinnert der dreigeschossige Giebelbau mit hangparallelem First an traditionelle Bauernhäuser. Ein Eingang ist nicht zu erkennen: Die Straßenzufahrt liegt deutlich tiefer, so dass der betonierte Einschnitt im Gelände, der Zugang zum Haus gewährt und Platz für eine Doppelgarage macht, kaum auffällt. Im Geschoss darüber sind die Schlafräume untergebracht, nach Süden sind Terrassen vorgelagert. Erst im ersten Obergeschoss öffnet sich das Haus auf allen Seiten zur Landschaft. Wohn- und Essbereich umfließen den Sichtbetonkern aus Treppe, Bad und Vorratsraum. Auch der Boden wurde aus geschliffenem Sichtbeton gefertigt. Bis in den Giebel öffnet sich das Wohngeschoss und macht die elegante hölzerne Dachbinderkonstruktion sichtbar. Eine umlaufende Terrasse, höher als das Fußbodenniveau und auf den Giebelseiten erschlossen über Holzstufen, die im Innenraum zur Sitzbank werden, bildet den Übergang in die Natur und legt sich als äußere Schale um das Hausinnere. Vertikale Stützen und horizontale Fichtenlatten, mal dicht, mal auf Abstand gesetzt, differenzieren – je nach Bedarf – zwischen Ausblick und Geborgenheit.