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Juwel im Hinterhof

Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft: vom sorten­reinen Bauen bis zum Urban Mining, nach­wachsende Rohstoffe und langlebige Materialien

Wie kann ein altes Gründerzeitgebäude mitten in der Stadt zu einem moder­nen Wohnhaus umgebaut werden? Eine Frage, die nicht nur Milla Architekten beschäftigt. Doch Boris Milla hatte die Möglichkeit, darauf eine Antwort zu finden. In Form eines versteckten Juwels im Hinterhof, das durch verschiede­ ne Umbauten seine ursprüngliche Raumstruktur und Fassadengliederung verloren hatte. Bei der Planung standen den Architekten nur die gemauerten Außenwände und marode Holzkonstruktionen zur Verfügung. Der Entwurf sieht eine Betonkonstruktion vor, die drei Ebenen und einen Kern mit umlau­fenden Treppen bildet. Die verschiedenen Bereiche auf den Ebenen werden durch Materialwechsel und Einbaumöbel definiert. Im Kern des Gebäudes sind vier kleine, introvertierte Räume übereinander angeordnet. Nur eine Fassade öffnet sich zum Hof, über eine breite Dachfuge fällt Zenitlicht ins Haus. Um das Grundstück in einen öffentlichen Bereich vor dem Vorderhaus und einen privaten Bereich vor dem Hofhaus zu gliedern, wurde ein separates Eingangsgebäude für das Hofhaus errichtet.

Anzahl der Bewohner3
Wohnfläche (m2)127
StandortKarlsruhe
Fertigstellung2023
PlanungsbüroMilla Architekten PartG mbB
Zum Profil
FotografieSebastian Schels
Die Vielfalt unserer Be­standsgebäude sollten wir als Ressource und Fundus für architektonische und soziologische Strategien begreifen.

Boris Milla

Die Bausubstanz wird innen wie außen durch das heterogene Sichtmauer­ werk des Bestands geprägt. Die ergänzte Betonkonstruktion fügt sich harmo­nisch in dieses Mauerwerk ein. Beim Bau des Gebäudes wurden im Sockel­bereich vorhandene Abbruchsteine unterschiedlicher Materialien und Größen verwendet, um die Lehmwände vor Spritzwasser und Bodenfeuchtigkeit zu schützen. Die Lehmwände wurden von Studierenden und Mitarbeitern des KIT und der HfG in Handarbeit in eine geliehene Schalung gestampft. Der Lehm für diese Wände stammt aus einem anderen Projekt des Architekturbüros in der Nähe. Da es in Deutschland bis zu dem Zeitpunkt des Baus noch keine statische Normung für Stampflehmwände gibt, wurde im Inneren des Gebäudes eine vorgefertigte Holzkonstruktion eingebaut, die das Dach trägt. Bei der Holzkon­struktion wurde darauf geachtet, auf zusätzliche Verbindungsmittel zu verzich­ten und stattdessen CNC­ gefräste Zapfen und Aussparungen zu verwenden. Das Dach besteht aus unbeschichteten Aluminiumwellblechen, die ohne Sparren auskommen und eine lange Lebensdauer als Dacheindeckung versprechen.

Impressionen