Mitten im Grünen

Umbau statt Neubau

Gryphenhübeli heißt das Quartier außerhalb der Berner Stadtmauern. Es entstand aufgrund des Bevölkerungswachstums um 1900 als Osterweiterung der Stadt, der Grund war im Besitz der Berner Oberschicht, der Bernburger. Die Nydeggbrücke verband mit der Altstadt, es entstanden vom Jugendstil beeinflusste Villen mit großzügigen Park- und Gartenanlagen, bis heute ist der besondere Charme des Viertels spürbar. Das Grundstück ist Teil der sogenannten Thormannschen Besitzung: Das Herrschaftshaus ist von einer Parkanlage nach englischem Vorbild umschlossen, sie wurde allerdings bereits im späten 19. Jahrhundert nach und nach parzelliert und verkauft. So entstand 1967 ein isolierter Grund inmitten des Parks. Von einem Neubau rieten die Architekten den Bauherren nach gründlicher Prüfung ab: Die Bausubstanz des robusten Massivbaus war hervorragend und hatte mit erst 53 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer noch lange nicht erreicht.

Anzahl Bewohner5 Personen + Hund
Wohnfläche453 m²
StandortBern (CH)
Fertigstellung11/2019
PlanungsbüroSollberger Bögli Architekten AG
Zum Profil
FotografieThomas Jantscher
Ein Haus für eine junge Familie, das sich unaufgeregt und zurückhaltend in die hochgradig geschützte und noble Nachbarschaft integriert.

Lukas Bögli & Ivo Sollberger

Die Struktur des Unter- und Erdgeschosses blieb weitgehend erhalten, das bestehende Dach wurde durch ein Obergeschoss in vorfabrizierter Holzbauweise ersetzt. Ein umlaufender, am Dach aufgehängter Balkon wirkt als Filter zu den Nachbarn, die ausgestellten Stores erlauben auch im geschlossenen Zustand den Blick in den Garten. Elegant umhüllt die filigrane, gerüstartige Konstruktion das Haus auf allen Seiten. Mit dem alten Landhaus hat das neue Haus äußerlich nichts mehr gemein: Der Entwurf wurde von der Stadtbildkommission – Architekten, Landschaftsarchitekten, dem Stadtplaner, dem Bauinspektor, der Denkmalpflege und Stadtgrün der Stadt Bern – eng begleitet. Sie hat „uns zusätzlich motiviert, eine angemessene und bewilligungsfähige Architektur zu entwickeln.“ So ist es: Heute übersetzen der leicht transparente Sonnenschutz und die schimmernd schwarz lasierte Holzfassade aus Weißtanne die Noblesse der benachbarten Villen zeitgemäß und heutigen Wohnansprüchen gemäß. Die alte Treppe erschließt, bewusst steigert die dunkle Farbigkeit die ursprüngliche Enge. Umso großzügiger öffnet sich die Diele mit einem kunstvollen Oberlicht und raumhohen Eichentüren mit Profilglasfüllung. Die lineare Anordnung der Fenster und Innentüren im Obergeschoss sorgt für Sichtbezüge über die gesamte Tiefe und in die angrenzende Parkanlage und ermöglicht stimmungsvolles, komfortables Kochen, Essen und Wohnen mitten im Grünen.

Impressionen