urbanes Einfamilienhaus

Der Lückenfüller

Vier Ebenen verschränkten die Architekten auf einer Parzelle von sechs Metern Breite

Das Stadtentwicklungsprojekt „Steingauquartier“ liegt westlich der historischen Altstadt von Kirchheim unter Teck. Für das Quartier sind Urbanität, Vielfalt, Dichte, Lebensqualität und ein buntes Stadtbild gewünscht; es setzt sich aus verschiedenen Baufeldern zusammen, deren Parzellen über eine Bewerbung mit anschließendem Vergabeverfahren vergeben wurden. Das sechs Meter schmale Grundstück wurde von den ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben und in einem Nachrückverfahren neu ausgeschrieben. Danach suchte die neue Bauherrenfamilie nach Architekten, die bereits ein Projekt im Quartier bearbeiten, da sich der „Lückenfüller“ zeitlich in den bereits in Planung befindlichen Blockrand einfügen musste. Nach einem persönlichen Gespräch fiel die Wahl auf das in Kirchheim unter Teck angesiedelte Büro mehr* architekten von David Brodbeck, Jens Rössler und Florian van het Hekke. Die gemeinsame Bewerbung hatte Erfolg. „Die Herausforderung“, erinnert sich David Brodbeck, „bestand nicht so sehr in der schmalen Parzelle – das andere Projekt, das wir im Quartier bearbeiten, ist noch schmäler. Die große Herausforderung war neben einigen baurechtlichen Kniffen der zu Planungsbeginn nicht vorhandene Kontext. Der gesamte Blockrand ist ein Neubauprojekt, sodass unklar war, wie zum Beispiel Vier Ebenen verschränkten die Architekten auf einer Parzelle von sechs Metern Breite. Jedes Geschoss erhielt seinen eigenen Bodenbelag. Vom grünen Zimmer aus auf dem Dach fällt der Blick auf Altstadt und Schwäbische Alb. Vorige Seite: 75 Quadratmeter ist das Grundstück klein. Die geringe Breite war für die Architekten jedoch nicht die Herausforderung. Schwieriger erschien ihnen der fehlende Kontext im neuen Viertel. die Lichtverhältnisse sein werden, welche Aufenthaltsqualität der Innenhof besitzen wird oder welche Ausblicke man aus diesem oder jenem Raum beziehungsweise Geschoss haben wird.“

Anzahl der Bewohner4
Wohnfläche (m2) 170
Standort:Kirchheim unter Teck
Fertigstellung2022
Planungsbüromehr* architekten / brodbeck* rössler* van het hekke* part mbb
Zum Profil
FotografieSebastian Schels
Die Abfolge der verschiedenen Treppenläufe erzeugt einen vertikalen ‚inneren Weg‘ durch das Haus. Dieser ermöglicht immer wieder Blickbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Raumzonen.

Florian van het Hekke, David Brodbeck, Jens Rössler

Vier Ebenen entwickelten die Architekten. Das Eingangsgeschoss vermittelt zwischen Straßen- und Hofniveau und macht Platz für Garderobe und einen Atelierraum. Hinter der Garderobenwand versteckt sich die Treppe ins erste Obergeschoss, in den großzügig zweigeschossigen Wohnraum. Wie ein Möbelstück steht die Küche zwischen Ess- und Wohnbereich, darüber schwebt ein Zwischengeschoss, das als Arbeitsebene und offenes Spielzimmer genutzt wird. Eine gewendelte Treppe erschließt die privaten Räume im zweiten Obergeschoss. Der Dachgarten gestattet als grünes Zimmer den Blick in die Altstadt sowie auf die Schwäbische Alb. Die Konstruktion von Wänden und Decken wurde aus Ortbeton gefertigt, das Tragwerk bildet sich an der Fassade ab. Ebenso wie die Einbauten und Trennwände aus Sperrholzplatten ist er lasiert. Der Bodenbelag wechselt mit jedem Geschoss: Zementestrich wurde im Erdgeschoss vergossen, Terrazzo gestaltet das Wohngeschoss, Teppichboden dämpft die Rückzugsorte auf der Zwischenebene. Im Schlafgeschoss leuchtet hellgrüner Naturkautschuk.

Impressionen