Wandlung zum fränkischen Haus

Die Verwandlung

Erhaltenswert war der Altbau aus gestalterischen Gründen nicht. Doch die energetische und architektonische Ertüchtigung rettete seine graue Energie und zeigt sich nun fränkisch-modern.

Keine zehn Kilometer liegt die etwa 5.300 Einwohner kleine unterfränkische Gemeinde Estenfeld von Würzburg entfernt. Auf Empfehlung wurde Claus Arnold, der sein Büro in Würzburg führt, mit dem Umbau eines Bungalows mit niedrigem Satteldach aus den 1960er-Jahren beauftragt: Sein Platz reichte nicht für die fünfköpfige Familie, und besonders ansehnlich war der Altbau auch nicht. Eine Erweiterung unter einem flachen Dach erschien dem Architekten allerdings nicht angemessen, ebenso wenig wie eine Aufstockung. Er entschied sich stattdessen für eine Baumaßnahme, die dem regionalen Bautypus entspricht und ihr Umbaujahr trotzdem nicht verleugnet: Es entstand ein traditionell fränkisches Haus, das dort schon immer hätte stehen können und doch zeitgemäß die Ansprüche der Nutzer an ihre Bequemlichkeit und die des Architekten an seine Gestaltungskompetenz erfüllt. Selbst den Passanten gefällt es: „Des is a schöns Haus worn“, lautet ihr Urteil, berichtet der Bauherr seinem Architekten.

Anzahl Bewohner5 Personen
Wohnfläche180 m²
StandortEstenfeld
Fertigstellung12/2021
PlanungsbüroClaus Arnold Architekt BDA
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FotografieDieter Leistner
Hallo Claus! Ich ziehe meinen Hut! Estenfeld ... wunderschön. Alles richtig gemacht. Alles!

Kollege Stefan Schlicht, Schlicht Lamprecht Architekten im September 2021 - im Bild: Claus Arnold

Denn das bestehende Dach des Altbaus wurde durch ein abgeschlepptes, steiles und hohes Satteldach ersetzt, eben die traditionelle Dachform eines fränkischen Hauses. Sie entstand häufig bei Erweiterungen und sorgte für mehr Raum – in diesem Fall sind es vier Wohnräume im Obergeschoss. Und auch die Farbe der Fassade entspricht der regionalen Bauhistorie, sie wurde ockergrau abgetönt. Die Klimabilanz hingegen entspricht heutigen Standards: Da mit Ausnahme des Dachs viele Gebäudeteile nur uminterpretiert, aber nicht ersetzt wurden, war die Ersparnis bei der grauen Energie – also der Energie, die zum Gewinn von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Baustelle, zum Einbau von Bauteilen im Gebäude sowie zur Entsorgung bereits aufgebracht werden musste – hoch. Diese Maxime gilt auch für die Zukunft: Die Konstruktion ist so angelegt, dass Nutzungsänderungen ohne großen Aufwand umgesetzt werden können. Auf Verkleidungen im Innenbereich wurde aus diesem Grund komplett verzichtet. Böden, Wände, Treppen und Einbauten sind materialbelassen, einfach und dabei hochwertig. Nur wenig musste im Erdgeschoss-Grundriss verändert werden, der Eingang verblieb an der der Straße abgewandten Seite, leicht zurückversetzt entstand ein geschützter Vorraum. Die Treppe allerdings wurde versetzt, einetragende Innenwand wurde entfernt und durch einen Stahlträger ersetzt: Wohn- und Essbereich gehen heute großzügig ineinander über. Schlaf- und Kinderzimmer liegen im Obergeschoss, der Flur wird zur Spielfläche, Einbaumöbel sorgen für den notwendigen Stauraum, Oberlichtbänder belichten. Eine zweite Ebene in den Schlafzimmern wird zur Galerie und nutzt die neue Höhe. Zementestrich ist der Boden, Kalkputz verkleidet die Innenwände, die Treppe wurde aus Ortbeton gefertigt, Holz sorgt für Wärme.

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