Wohnen zwischen Denkmälern

Denkmalgerecht

Aus dem Wohnzimmer im dritten Stock fällt der Blick über den Ammersee hinweg auf Kloster Andechs bis zu den Alpen. Einfach ökologisch streckt sich das Haus auf sechseckigem Grundriss, der Putz zitiert die denkmalgeschützte Nachbarschaft.

Kottgeisering liegt 34 Kilometer westlich von München, am ehemaligen Nordufer des Ammersees, malerisch gebettet in die Gletscherlandschaft der Riß- und Würmeiszeit, zwischen Mor.nenhügeln und Ampermoos. Funde weisen darauf hin, dass Kottgeisering eine uralte Fischersiedlung ist. Es passt also gut, dass der Bauherr seinen Architekten beim Fliegenfischen kennenlernte. Die ersten Entwurfsideen, erzählt Felix Huber, der an der TU München Landschaftsarchitektur und an der Universität Liechtenstein Architektur studiert hat, und der gemeinsam mit seinem Vater in Betzigau und Kempten das Architekturbüro Huber Architekten- Stadtplaner- Landschaftsarchitekten- Partnerschaft mbB BDA führt, „kamen uns beim Ausüben unseres gemeinsamen Hobbys“. Beide teilen zudem eine weitere Leidenschaft: Der Bauherr ist selbst Architekt und arbeitet als Produktdesigner, der Entwurf ist ein Gemeinschaftswerk, so Felix Huber.

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche226 m²
StandortKottgeisering, Grafrath (D)
Fertigstellung04/2020
PlanungsbüroArchitekturbüro Huber Architekten- Stadtplaner- Landschaftsarchitekten- Partnerschaft mbB
Zum Profil
FotografieFlorian Holzherr
Unsere Überzeugung besteht in der Reduktion auf das Wesentliche. Es ist das einfache, ökologische Bauen, welches eine Art Gegenpol zum technisierten Alltag bildet.

Felix Huber

Das schmale, sehr lange Hanggrundstück mit altem Baumbestand liegt in Nord-Süd-Ausrichtung zwischen zwei denkmalgeschützten Villen des frühen 20. Jahrhunderts. In der Ferne ist über den Ammersee hinweg Kloster Andechs zu erkennen. Auch der Baumbestand sprach für die Entwicklung eines dreigeschossigen Turms, dessen kompakter, sechseckiger Grundriss sich von den jeweiligen Abstandsflächen ableitet. Das Wohnzimmer liegt unter dem Dach. Ein großes Fenster gestattet den Blick durch die Baumkronen hindurch über See und Kloster bis auf die Alpen. Die Küche liegt im Erdgeschoss und ist an den Garten angeschlossen. Dazwischen finden Schlafräume und Bäder Platz. Bei der baulichen Umsetzung wurde auf die Verwendung von natürlichen, massiven und unbehandelten Materialien geachtet, wie rohes Messing und unbehandelte Eiche. Besondere Sorgfalt wurde auf die verputzten Oberflächen verwendet: Der Sockelputz der beiden angrenzenden Denkmäler wurde für die Fassadengestaltung des neuen Hauses verwendet. Mehrere Muster entschieden über die spezielle Mischung, die dann nach der Freigabe durch die Denkmalpflege von einem Kirchen-Stuckateur als Kellenwurf von Hand, Seite für Seite, aufgebracht wurde. Das Haus wurde in Einstein-Ziegelbauweise ohne Dämmstoff realisiert, der energetische Standard entspricht KfW 55. Die Beschattung funktioniert über die tiefen Laibungen, auf zusätzlichen Sonnenschutz kann verzichtet werden. „Wenn der Bauherr mitmacht“, so Felix Huber, „kann man bei Einfamilienhäusern gute Architektur machen, die innovativ ist.“

Impressionen